Joop! Women war gerade mitten in der Verkaufspremiere, als Corona kam. Warum Anke Ratzsch, Brand Director Joop! Women, und Thorsten Stiebing, Managing Brand Director Joop!, dennoch zuversichtlich für die nächste Orderrunde sind und wie die Joop!-Macher 2021 wieder Vollgas geben möchten, verraten sie hier im Interview.
Sie haben gerade die Orderrunde für die DOB abgeschlossen, als Corona kam. Inwiefern hat das die Abläufe bei Joop! durcheinander gebracht?
Anke Ratzsch: Die erste Präsentation von JOOP! Women nach der kompletten Überarbeitung der Linie im „House of JOOP!“ im Januar in Berlin und die darauffolgende Order-Saison waren ein voller Erfolg und ein überaus positiver Start der Neuausrichtung von JOOP! Women. Wir spürten und spüren das Vertrauen des Handels in die Marke und schätzen das sehr. Als die Corona-Infektionszahlen Ende Januar 2020 in Asien stark zunahmen, haben wir sofort reagiert und die direkte Kommunikation mit unseren Produktionspartnern vor Ort gesucht, um die rechtzeitige Auslieferung der Kollektion sicher zu stellen.
Das heißt, Sie gehen davon aus, dass Sie pünktlich und komplett liefern können?
Ratzsch: Nach jetzigem Stand und unseren wöchentlichen Trackings sind wir zuversichtlich, dass wir planmäßig liefern können.
Werden Sie durch die aktuelle Situation irgendwelche Kurs-Korrekturen an der DOB vornehmen?
Ratzsch: Wir sind mit einer brandneuen Kollektion an den Start gegangen, die sowohl eine casual-loungige als auch feminine Komponente beinhaltet. Beides funktioniert im Zusammenspiel perfekt. Diese Verbindung von Casualness und Design werden wir weiter ausbauen. Sie passt unserer Meinung auch gut in die jetzige Zeit, denn die Frau von heute legt nicht nur Wert auf einen modischen Look, sondern auch auf einen gewissen Tragekomfort. JOOP! Women wird auch in den kommenden Saisons daran festhalten und sich modern und zeitgemäß zeigen – anspruchsvoll, aber nicht abgehoben.
Zum Sommer 2021 interpretieren wir die Themen Kleider und Blusen mit frischem Schwung und bauen das Angebot aus. Jersey ist nach wie vor für uns ein Megatrend, vor allem die JOOP! Women Comfort Wear, die wir weiter entwickeln und die feminin-modische Richtung noch mehr herausstellen. Auch hier bewegen wir uns am Puls der Zeit. Denn nicht nur in Zeiten des „Stay at home“ oder Home-Office steigt die Nachfrage nach einer Lounge- Comfortwear, die modischen Anspruch und modernen Wohlfühlfaktor verbindet.
Was ist im Moment die größte Herausforderung?
Thorsten Stiebing: Unsere Verantwortung als Marke ist es, mit unseren Partnern gemeinsam gute, sinnvolle und individuelle Lösungen zu finden. Die Gespräche, die wir dazu miteinander geführt haben, stimmen uns optimistisch, dass wir diese Krise gemeinsam meistern können und es schaffen, an bisherige Erfolgen wieder anzuknüpfen.
Ratzsch: Nach dieser vielversprechenden Verkaufsphase ist es nun eines unserer wichtigsten Anliegen, unsere Handelspartner bei der Neuausrichtung der JOOP! Women Kollektion zu unterstützen, um einen erfolgreichen Verkaufsstart zu erzielen.
Wie planen Sie die nächste Kollektion? Ihnen fehlen wichtige Abverkaufserfahrungen?
Ratzsch: Wir stehen grundsätzlich in einem guten persönlichen Kontakt und regem Austausch mit unseren Handelspartnern. Auf diesem Weg erhalten wir konstruktives Feedback und erfahren, was auf dem Markt gefragt ist. Diese Erfahrungswerte und Erkenntnisse lassen wir auch in die Planung unserer kommenden Kollektionen einfließen.
Ihre Prognose: Wo stehen wir in einem Jahr?
Stiebing: Wir werden 2021 Vollgas geben und unsere Umsätze im Wholesale nachhaltig steigern. Unsere Strategie, unser Produkt in den Vordergrund zu stellen, Inhalte zu emotionalisieren, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern zu intensivieren, Flächen zu optimieren, hat sich als richtig erwiesen. Diesen Weg werden wir fortsetzen. Last but not least peilen wir die weitere Internationalisierung der Marke an. Mit dem starken Vertrauen des Handels in die Marke und die Begehrlichkeit des Labels beim Verbraucher werden wir den Wholesale und den Retail nachhaltig beleben und konsequent ausbauen – national wie international.
Gibt es etwas, das Sie aus der Krise mitnehmen werden?
Stiebing: Die letzten Wochen und Monate haben uns auf dramatische Weise vor Augen geführt, wie schnell man „unverschuldet“ in eine Krise wie diese geraten kann, in eine Krise, die unsere gesamte Branche in Atem gehalten hat und noch halten wird. Krisenhafte Zeiten sind aber auch immer kreative Zeiten und eröffnen nachhaltige Chancen. Daher haben wir die Zeit genutzt, um intern mit Hochdruck an den neuen Kollektionen zu arbeiten.
Unsere Aufgabe ist es jetzt nun mehr denn je, durch Kreativität konsistente Kollektionen abzubilden, die verkaufsstark und zugleich interessant sind. Dabei ist die Kreativität in der Kollektion der entscheidende Faktor, um Flächen spannend zu gestalten. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unseren Kunden neue Ideen zu präsentieren. Mit einer frischen und spannenden Sommer-Kollektion, die für ein positives Lebensgefühl und eine sommerliche Leichtigkeit steht, verbreiten wir Optimismus und wollen unsere Kunden wieder zum Kauf anregen.
Zudem haben wir die Zeit auch dazu genutzt, um unsere digitalen Prozesse zu optimieren. Durch Corona bekommt die Digitalisierung einen zusätzlichen Schub, so dass wir mehr denn je auf unsere digitalen Systeme setzen und diese weiter entwickeln. Bei JOOP! arbeiten wir bereits seit einigen Order-Saisons mit einem digitalen Ordertool, welches sich schon sehr gut bei unseren Kunden etabliert hat. Hier arbeiten wir verstärkt auch daran, unseren Content auf allen digitalen Kanälen zu emotionalisieren.
Ratzsch: Erfahren haben wir nun vor allem auch, wie wertvoll der Zusammenhalt im Team einerseits und andererseits bei und mit unseren Kunden ist. Man wächst stärker zusammen, hat ein offenes Ohr für die Bedürfnisse und Nöte des anderen, unterstützt und motiviert sich gegenseitig. Dies gibt ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit in einer Zeit, in der vieles ungewiss und „distanziert“ erscheint. Wenn uns das nach der Krise in diesem Maße erhalten bleibt, sind wir überzeugt, dass wir noch ganz andere Potenziale gemeinsam ausschöpfen können.