
Im Vorfeld von Berlin war viel über Farbe und Dekoration gesprochen worden, dass der Markt dringend diese Impulse braucht. In Berlin wurde dann aber schnell klar, dass diese Trends vorrangig von modischen und progressiven Kollektionen umgesetzt wurden, weniger von den kommerziellen Linien. Manch Einkäufer war nach der Show von Marc Cain etwas überfordert angesichts der Muster- und Farbexplosion, die sich darbot, auch wenn die Teile einzeln und anders kombiniert perfekt der DNA des Hauses entsprechen.
Gut, dass wenige Meter von der Show-Location auf der Panorama die neue Fitwear-Kollektion der Bodelshausener zu sehen war. Hoodies, Tanktops, Nylon-Jacken, Bras, inszeniert im aufgebauten Fitness-Studio mit Hanteln, Steppern, Laufbändern inklusive Umkleidekabinen und Spints: Sportivität funktioniert in Deutschland immer. So verwundert es auch nicht, dass das Modethema Athleisure – eine Mischung aus Athletic und Leisure – jetzt in aller Munde und die Hoffnung vieler Häuser ist, dass damit die Umsätze wieder angekurbelt werden können.
Auf der Premium gab es zum dritten Mal in Folge eine eigene Athleisure-Fläche. Und viele Moderlabels versuchen mit einer Mischung aus Sportivität und Casualwear auf den Zug aufzuspringen.
Ob das letztlich funktioniert in dem Maße wie es derzeit besprochen wird, ist allerdings fraglich. Zum einen gibt es hierzulande noch nicht so viele Frauen wie in den USA, die sich mit ihrem Yoga-Outfit selbstverständlich ins Café setzen. Mönchengladbach ist halt nicht New York.
Zum anderen muss das Thema entsprechend auf den Flächen präsentiert werden. Nur halbherzig zwei Yoga-Shirts und drei Gym-Pants hinzuhängen, wird vermutlich nicht funktionieren. Also wenn schon, dann bitte richtig.
Und trotzdem bitte nicht die anderen Trends vergessen. Es gibt so viele verschiedene Ansätze. Neue Hosensilhouetten – und damit meine ich nicht die Schlaghose oder die Marlene, sondern die neuen Jogging- und Trackpants, verkürzte Formen, Chinos und Cargos, die ein perfekter sportiver Unterbau zu den vielen dekorativen Blusen und Shirts bilden.
Gerade in der Kombination sportiv-dekorativ steckt Potenzial. Riani etwa kombiniert den Blouson in Buntgewebe zur Jogging-Pants, (The Mercer) N.Y. zeigt einen Strickblouson mit Zipper in Knallgrün, Blonde Nr. 8 versetzt einem Parka eine quietschbunte Stickerei, Luisa Cerano stellt das gestreifte Shirt mit Blumenstickerei einer Chino entgegen, um nur ein paar gelungene Beispiele zu nennen.
Es gibt Athleisure – aber auch noch vieles mehr.