Zwischen Himmel und Hölle. Mit diesem charismatischen Satz hatte Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp im Januar den Zustand von Berlin sehr plakativ beschrieben. Nach der aktuellen Berlin Fashion Week inklusive den Messen Premium Exhibitions, Panorama, Show & Order, Seek & Co kann man guten Gewissens sagen: Berlin ist noch lange nicht im Himmel, aber einige gute Schritte weiter aus der Hölle entfernt.
Volles Haus an den Eröffnungstagen von Panorama und Premium. Überzeugende Modenschauen unter anderem von Marina Hoermanseder, Holy Ghost und Annelie Schubert, die schon auf dem diesjährigen Modefestival in Hyères gewonnen hat und jetzt von Chanel gefördert wird. Dank der Initiative von Christiane Arp und dem Fashion Council hat Berlin mit dem Berliner Salon im Kronprinzenpalais eine Plattform für deutsche Designer, die sich im internationalen Wettbewerb mit Mailand und Paris nicht verstecken muss.
Die teilnehmenden Labels, darunter Odeeh, Iris von Arnim, Talbot Runhof, Allude, Schacky, Stiebich & Rieth, Antonia Zander und Hien Le, haben gebündelt eine Kraft, die internationales Gehör verdient. Insofern ist die Überlegung, den Berliner Salon als zusätzliche Order-Plattform in Paris zu veranstalten, die logische Konsequenz.
Die Frage ist, wie es mit den Zelten am Brandenburger Tor weitergeht. Dorothee Schumacher hat sich schon vor einem Jahr für eine Off-Location entschieden – sie überzeugte auch dieses Mal mit femininen Blumendrucken, zarten Hemdblusenkleider, die wiederum im Spannungsbogen zu cleanen Baumwollhemdblusen und kastigen Jacken zu weiten, fließenden Hosen oder schmalen Röcken stehen. Dorothee Schumacher gelingt immer wieder die Balance zwischen Prinzessin und Powerfrau – und es bleibt zu hoffen, dass sie ihre Mode noch lange in Berlin präsentieren wird – und nicht dem Lockruf nach Mailand, Paris oder New York erliegt.
Das gilt auch für marktstarke Namen wie Marc Cain und Riani, die mit ihren Schauen nahezu noch die einzige Legitimation für die Zelte darstellen. Beide haben eine perfekt für ihre Zielgruppe zugeschnittene Kollektion dargeboten. Andere Mitstreiter in den Zelten drängen mit ihrer Performance Berlin leider in die Ecke, aus der die Hauptstadt seit Jahren verzweifelt versucht zu entkommen.
Insofern stellt sich durchaus die Frage, wie es mit den Zelten in Zukunft aussehen wird. Für Labels wie Hien Le oder Lala Berlin war der Kronprinzenpalais eine Alternative, in einem stilvollen Ambiente ihre Kollektionen zu zeigen. Fraglich bleibt sicher auch die Terminierung der Berlin Fashion Week. Veranstaltungen über einen Zeitraum von fünf Tagen werden nur wenige Einkäufer akzeptieren in einer Zeit, in der jeder auf Kosten achten muss. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre sicher, dass Panorama, Premium und Show & Order sich auf ein gemeinsames Datum einigen. Denn Berlin kann auf Dauer nur funktionieren, wenn es auch internationale Einkäufer an die Spree zieht.