Die Saison Frühjahr/Sommer 2016 ist gelaufen – zumindest, was die modischen Signale von den internationalen Catwalks angeht. Fazit: Multiple Choice ist weiterhin der Code unser Zeit. Der Eklektizismus der letzten Saisons setzt sich fort. Der Reiz besteht unverändert in dem Miteinander von Kontrasten. Chloé verbindet Sports-Einflüsse mit Romantik, Isabel Marant setzt ihrem Bohemian-Look eine Prise Techno entgegen. Raf Simons bringt in seiner letzten und einer seiner stärksten Kollektionen für Dior weibliche Sinnlichkeit und artisanales Handwerk zusammen. Und Allessandro Michele setzt mit seinem luxuriösen Flohmarkt-Chic nicht nur neue Maßstäbe für Gucci, sondern hinterlässt damit ein wichtiges Signal, das dieses Mal aus Mailand kommt. Seine Herangehensweise, Geschlechter zu negieren und tradierte Rollenmuster in einen neuen Kontext zu schaffen, könnte Spuren hinterlassen. Es gibt jedenfalls viele gute Kollektionen mit starken Botschaften.
Trend “Sports meets Bohemian”. Clare Weight Keller hat sich für Chloé wieder einmal selbst übertroffen. Nachdem sie mit ihrem Bohemian-Chic den 70er Jahre-Trend maßgeblich ausgelöst hat, sendet sie für nächstes Frühjahr ganz neue Signale, indem sie zarte Blusen zu Turnhosen kombiniert, Trainingsjacken zu schwingenden, geblümten Maxi-Röcken, Multicolor-Strick zu bunten Pluderhosen aus leichtem Chiffon. Damit liegt die Britin modisch wieder ganz weit vorne… doch auch Kollektionen wie Paco Rabanne, Louis Vuitton oder Akris bringen das Thema Sport in einen neuen Kontext.
Trend “Romantic Stories”. Frauen haben in der Regel ein Faible für romantische Geschichten. Doch wenn es in der Mode zu viel der Rüsche und Transparenz wird, setzt sich gerne der Pragmatismus der Deutschen durch. Das ist dann doch zu viel der Romantik, die soll sich lieber in Herzblattgeschichten wiederfinden. Diesem Wunsch haben die Kreativen in dieser Saison Rechnung getragen. Wir haben eine Fülle an Transparenz, Chiffon und Spitze für wäschige Kleider, luftige Tops oder Jäckchen, die dank einer schlichten Linienführung doch immer geradlinig bleiben – und damit nicht ins “Verzopfte” abdriften…und wenn Rüschen oder Volants ins Spiel kommen, dann immer bitte wohl dosiert…gerade so, wie es unserer deutschen Vorstellung von Romantik angemessen ist.
Trend “Multikulti”. Aktueller denn je im Hinblick auf die Völkerwanderung in Europa. Leder, Flechtkunstwerke, Makramee, Stickereien, Ethno-Dessins und Batikprints, satte Erdtöne in Kombination mit Weiß. Aufgenähte Perlen und Federn. Das ist Handwerk pur.
Trend ” Zurück in die Zukunft”. Genug an Blick in die Vergangenheit, die Seventies-Welle hat uns Flared, Maxikleider und Mäntel mit breitem Revers zurückgebracht. Jetzt heißt es Blick nach vorne…in die nahe Zukunft mit Future-Anklängen, die sich vor allem in der Wahl der Materialien ausdrücken. Metallics, High Tech-Oberflächen, irisierende Farbeffekte und jede Menge Beschichtungen und Glanz weisen alle Wege Richtung Future.
Trend “Flower meet Stripes”. Auf Boho folgt Blüte. Vor allem abstrahierte Blumendessins konkurrieren mit Streifen aller Arten – und vermischen sich zu einer neuen Verbindung an Musterungen. Das Spektrum reicht von ornamental bis grafisch und wird im Extremfall miteinander zu neuen Konstellationen zusammengefügt. Garantiert mustergültig!
Trend “Flohmarkt-Chic”. Schräge Muster und Farben, transparente, aber hochgeschlossene Blusen, gemusterte Pullover zu bunten Maxiröcken – was auf den ersten Blick aussieht, als ob eine Theologie-Studentin in der Kleiderkiste ihrer Großmutter gestöbert hätte, ist ein bewusstes Spiel mit Unstimmigkeiten und Gegensätzen. Tradiertes wird in einen neuen Kontext gebracht – als Symbol für ein selbstbewusstes Frauenbild.