Mit New York ist der internationale Schauenreigen für Herbst/Winter 2015/16 wieder eröffnet. In der Metropole am Hudson River wird schon immer auf die richtige Dosierung von Kreativität und Kommerzialität geachtet, doch in dieser Saison scheinen die Designer extrem darauf bedacht zu sein, dass ihre Entwürfe verkäuflich und ihr Geld wert sind. Tragbarer Luxus, so könnte man es auf einen Nenner bringen – oder um es in Michael Kors Worten zu beschreiben: “Wir lieben Luxus und Glamour, aber wir gehen nicht jeden Tag zu den Oscars. Also habe ich versucht, Glamour auf den Alltag zu übersetzen.”





Das kann vermutlich keiner so gut wie er: Seine Cashmerekleider zum Pelzmantel versprühen genauso diesen American Richness-Gedanken wie seine Capes in Trenchcoat-Form über einem an den Ärmeln aufgeschlitzter Blazer zur Culotte. Jacquards setzt der US-Amerikaner englische Tweedmuster entgegen, die dann mit einem Pelzmuff oder Pelzstulpen wieder eine Portion Glamour versprühen. Immer wieder spielt Kors mit reichen Materialien und simplen Silhouetten. So entsteht Spannung, die jedoch nicht aufgeregt ist. Das ist zwar nicht überragend neu, aber schön tragbar.
Vielleicht ist es auch der richtige Moment, angesichts der weltweit politischen und wirtschaftlichen Unruhen an Vertrautem festzuhalten. Die meisten Ideen der in Manhattan gezeigten Ideen setzen auf Evolution statt Revolution. New York ist weder so progressiv wie London noch so expressiv wie Paris.


Francisco Costa ließ sich für Calvin Klein Collection von den späten Sixties inspirieren – in einer vorwiegend dunkel gehaltenen Kollektion mit minikurzen Shiftkleidern, Pelzpatchmänteln und Lederpatch-Culottes. Es muss ja nicht gleich die totale Auseinandersetzung mit Schwarz sein, wie Alexander Wang es in dieser Saison getan hat – weil die Kundinnen eben Schwarz wollen, wie er vor der Show erklärt hat. Ob sie allerdings in dieser Extremform Gefallen daran finden, bleibt abzuwarten. Die extremen Plateau-Schnürer und strähnigen Haare sind noch nicht mal gewöhnungsbedürftig, sondern schlichtweg nicht schön, aber die einzelnen Teile, Blazer, Mäntel, Hosen, Pullover und Kleider zeugen durchaus von einer verständlichen Modernität. Genauso wie die präzise geschnittenen Kleider, Blazer und Mäntel, die Jason Wu in dritter Saison für Boss Women entworfen hat.


Oder Pierre Costin, der für Porsche Design mit High Tech-Anleihen, technischen Details und scharfen Silhouetten eine neue, progressive Generation von Layering ausruft.




Nicht nur Costin, auch zahlreiche andere Designer feiern das Comeback eines neues Lagen-Looks, bei dem gerne die Taille im Blickpunkt steht. Überhaupt ist das Thema Verhüllen, Cocooning omnipräsent – und vielleicht am schönsten umgesetzt von The Row. Die Olsen-Sisters zeigen eine langgezogene Silhouette – mit schmalen Lederkleidern oder lässigen Hüllenmänteln zu weichen, weiten Hosen. Auch sie setzen auf gedeckte Farben – generell dominieren dunkle Töne, viel Schwarz, Schwarzgrau, Navy mit Schwarz oder Schwarz mit Weiß, Grau, Anthrazit und Braun.




Es gibt sehr viel Material-Mix, neue Hosensilhouetten inklusive der Culotte, viel Taillenbetonung, Hüllenmäntel und nach wie vor viel, viel Pelz. Bleibt die Frage, ob und inwiefern London, Mailand und Paris sich in puncto Trends unterscheiden. In wenigen Tagen werden wir es wissen. Heute ist London an den Start gegangen.