Mailand, New York, London und Paris sind gelaufen. Auch zum Herbst/Winter 2015/16 ist wieder mal Trend, dass es viele Trends nebeneinander gibt. Hier die Zusammenfassung der wichtigsten Tendenzen von den internationalen Catwalks.
1. Seventies: Schlaghosen, bodenlange Kleider und Mäntel, Redingote-Jacken, Schluppenblusen, Cord, Samt und jede Menge Paisley und Patchwork – die Lust an den Seventies ist ungebrochen. In unseren wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten scheint es, als bestehe eine große Sehnsucht nach der Dekade von Frieden und freier Liebe. Das gilt für Silhouetten und Stoffe gleichermaßen. Nicht mehr zu ignorieren sind die Hosen mit Schlag, wie Zara und Konsorten sie jetzt schon in den Sortimenten haben. Aber auch lange, wehende Chiffonkleider wie bei Chloé mit Spitzeneinsätzen und lässige Seidenblusen mit Schluppe stehen für den Bohemian-Chic. Materialien wie Samt sowie Drucke wie Paisley und ungezügelter Materialpatch machen den Look komplett.
2. Blickpunkt Taille: Alle, die nichts mit Egg-Shape und Volumen anfangen können, dürfen aufatmen. Ab sofort ist Figur zeigen wieder erlaubt. Marni, Aufsteigerlabel MSGM, Jil Sander und Céline etwa setzen mit Gürtel beim Thema Mantel die Taille neu in Szene. Bei Isabel Marant gibt es nahezu kein Outfit ohne Gürtel. Stella McCartney und Prada gehen noch einen Schritt weiter und bringen die erhöhte Taille wieder ins Spiel. Damit dürfte jetzt schon klar sein, dass der Gürtel im Herbst zum Shooting-Star avanciert.
3. Lagenlook: Wie immer hat jeder Trend einen Gegentrend. Wer als Frau nicht so gerne seine Körpermitte betonen möchte, kann sich über die unzähligen Schichten freuen, die kommenden Herbst/Winter genauso angesagt sind wie taillenbetonte Silhouetten. Kollektionen wie Christophe Lemaire, Dries van Noten oder No21 spielen das Thema Lagenlook rauf und runter, mit Pelz als neuem spielerischen Element. Bei diesen exzessiven Umgang mit Materialien und Silhouetten kann der Winter getrost kommen. Keine Frau muss länger frieren.
4. Materialexzesse: Karl Lagerfeld verarbeitet Pelz und Leder bei Fendi zu einer Art Schutzschild, dazwischen tragen die Models überdimensionale Daunenjacken. Consuelo Castiglione hat sich für Marni von einer wilden Wanderin inspirieren lassen – mit einem Marsch durch Materialien und Muster. Miuccia Prada macht das wieder auf ihre ganz eigene intellektuelle Art, indem sie Materialien oder Schmucksteine in einem Outfit zusammenbringt, die eigentlich gar nicht zusammenpassen oder an das jeweilige Kleidungsstück hingehören. Der exzessive Umgang mit Materialien und schmückenden Elementen ist ein Muss. Jacquard, Brokat, Samt und Seide, Wolle, Tweed, Pelz und Daune gehen ganz neue Verbindungen ein. Das ist Anspruch pur.
5. Mustergültig: Alle, die ein Faible für Farbe und Drucke haben, können sich freuen: Ob klein- oder großkariert, Paisley oder Blumen, Streifen oder aus der Folklore beheimatete Muster – die Vielfalt ist enorm und lässt einen großen Spannungsbogen zu. Durch den Einsatz von gedämpften Tönen wirkt alles wie mit einem Hauch Vintage überzogen. Muster mit Muster ist allerdings nur etwas für modisch Versierte. Die verständlichere Variante ist ein Dessin mit einem Uni-Teil zu kombinieren. Alles andere wird schnell zu viel.
6. New Suits: Mit dem Comeback von Wolle und mehr Schliff kommt ein neuer, alter Kombinationsgedanke zurück, der jedoch nichts mit dem verstaubten von einst zu tun hat. Konfektion erlebt ein Comeback. Und wer sieht, wie Miuccia Prada das umgesetzt hat, muss sich keine Gedanken machen, dass diese Outfits von gestern sind. Ihre Anzüge in Curry und Rosa mit zweireihigen Cabanjacken und verkürzten Hosen sind mindestens so richtungsweisend wie ihre Fischgrat-Anzüge mit bunten Fell-Patcheinsätzen. Stella McCartney schickt neue Dreiteiler über den Laufsteg. Dries van Noten ebenfalls, interessanterweise aus reiner Baumwolle. Clare Weight Keller entdeckt für Chloé die Weste zur Herrenhose und Schluppe. Es gibt eine ganze Generation von moderner Konfektion. Endlich!
7. Weite Hosen: Kein Schlag hat, wer behauptet, dass Hosen wieder weiter werden. Spätestens nach den Designerschauen steht fest, dass in puncto Hose alle Zeichen auf Volumen stehen. Von Schlaghosen bis zur Marlene – alles ist erlaubt. Die Skinny ist verbannt, zumindest aus Sicht der Kreativen. Der Realitäts-Check in deutschen Straßen sieht (noch ?!) anders aus.
8. Bodenlange Mäntel: Mit dem Comeback von Wolle hat der Mantel eine Chance bekommen, eine ernstzunehmende Alternative zur Daunenjacke zu werden. Modische Frauen haben ihn schon in diesem Winter bevorzugt getragen. Jetzt gehen die Designer noch einen Schritt weiter – und zaubern bodenlange Mäntel aufs Modeparkett. Wie lässig sie aussehen zu weiten Hosen, langen Kleidern und Seidenblusen, sieht man zum Beispiel bei Chloé.
9. Kleid über Hose: Das ist wirklich mal eine neue Silhouette, wie sie Marni, Jil Sander oder Colangelo in Mailand zum Beispiel präsentiert haben. Die Outfitidee ist schon für diesen Sommer aufgetaucht und wird für Herbst/Winter 2015/16 weiterentwickelt. Wie marktfähig sie ist, wird sich zeigen. Allerdings handelt es sich dabei um einen echten Figurschmeichler, insofern dürfte der Look durchaus kommerzielle Chancen haben.
10. XXL-Accessoires: Dior zeigt Overknees, die bis in den Himmel ragen. Miuccia Prada setzt für ihre pastellfarbene Konfektion mit überlangen Handschuhen Akzente. Bei Stiefeln und Handschuhen gilt: je länger, desto besser. Wie viel davon wir im Straßenbild zu sehen bekommen, sei dahingestellt. Ein Hingucker ist es in jedem Fall.
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