Alle halbe Jahre wieder

„New In“ – mit diesen Worten ploppen in diesen Tagen die Newsletter der Luxusonline-Portale Mytheresa und Stylebop in den Email-Accounts auf. Die erste neue Herbstware ist da, hurra, und der Sommer hat noch nicht begonnen. In München regnet es und hat 12 Grad. Viele Frauen hatten bislang keine Möglichkeit, ihre Sommergarderobe auszuführen, noch mehr sind gar nicht los, um sich ein neues Sommerkleid oder ein paar Sandalen zu kaufen. Warum auch? In wenigen Tagen beginnt sowieso der Sale, bei einigen hat er schon angefangen. Bei P & C in Köln etwa sind die ersten Sommerteile von Marken wie Marc Cain, Luisa Cerano oder Strenesse schon reduziert. H & M lockt für limitierte Zeit mit 30 % Rabatt auf das komplette Online-Sortiment. Bei mytheresa läuft derzeit die  Aktion “Daily Candy”, für die man sich per Email anmelden muss – dafür werden täglich 15 Produkte vorgestellt, die man genau an diesem Tag mit 30 Prozent Rabatt kaufen kann.

Die Debatte um Saisontiming und Reduzierungen ist noch älter als die Diskussion, ob Germany’s Next Topmodel endlich abgesetzt werden soll. Immer wieder sagen Branchenexperten, es müsse sich was Grundlegendes ändern, alle sprechen von saisongerechter Lieferung, also Ware im Juni, die man gleich anziehen kann, oder am besten gleich auf Ganzjahresmode ausweichen, da auf das Wetter in Deutschland kein Verlass mehr ist.

Das Ergebnis: Noch immer gibt es ab Mai die ersten Wintermäntel und Pelzjäckchen, und im November liegen hochsommerliche Seidenkleider in den Geschäften.

Profi-Shopper warten mittlerweile ohnehin auf die ersten Sales-Aktionen, um dann gezielt zuzuschlagen. Unter gut situierten Frauen gilt es immer öfter als Sport, die Designer-Tasche zum Schnäppchenpreis zu schießen. Oder bei Kollektionsverkäufen oder Private-Sales ein neues Lieblingsteil zu ergattern.

Und die Masse der Menschen hat sowieso kein Interesse an Mode. Laut GfK geben die Deutschen 1,8 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Bekleidung aus. Im Jahr 2000 war es noch doppelt so viel.

Reduzierungen können keine Antwort sein auf die fehlende Bereitschaft, für Mode Geld auszugeben. Es müssen neue Anreize geschaffen werden. Warum nicht mit Food oder Beauty? Der Inhaber eines DOB-Labels hat neulich spontan in einem seiner Läden eine Aktion mit der angesagten Naturkosmetikmarke L:A Bruket durchgeführt, dazu gab’s Champagner für die Kundinnen – am Ende haben die Frauen nicht nur mit einer Handcreme, sondern auch mit einer Lederjacke den Laden verlassen.

Published by spielerweekly

Mehr als schöner Schein. spielerweekly berichtet über Mode, Trends, Kreative und Sortimente aus der Sicht all derer, die Mode nicht nur als Entertainment sehen, sondern damit ihr Geld verdienen möchten.

One thought on “Alle halbe Jahre wieder

  1. Liebe Frau Spieler,
    wir liefern in der ersten Juliwoche unsere “WINTER WARE” aus … bunte, sommerliche Kleider. Denn es ist doch tatsächlich so … im Juli beginnt erst der Sommer bei uns in Deutschland / Nordeuropa. Letzten Winter gab uns der Endverbraucher recht. Tuniken, Sommerkleider die im Juli 2014 bei unseren Händlern eintrafen wurden sofort mitgenommen. Der Handel hat das in der letzten Orderrunde bestätigt und hat viele bunte “Sommerkleider” für den WINTER 2015 geordert. Die meisten von uns möchten doch das neu Erworbene direkt anziehen und sich daran freuen und es nicht ein halbes Jahr in den Schrank hängen. – Wir haben es einfach getan und der Markt gibt uns recht und wird uns hoffentlich auch diese Auslieferung bestätigen.
    Herzliche Grüsse,
    Annika Eva Schwieger

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