Wenn die Großmutter Liebeskummer hat…

…wenn Väter in der Biker-Jacke in ihre Familienkutsche steigen, unter den lässigen Beanies Geheimratsecken stecken, Saint Laurent mit seinem minderjährigen Rockstar-Chic eine ganze Branche inspiriert – dann stellt sich nicht nur Carl Tillessen beim Fashion.Day Spring/Summer 2017 des DMI die Frage, wie es modisch weitergeht.

“Die ganze falsche Jugendlichkeit fliegt uns jetzt um die Ohren”, lautet sein Appell. “Sex sells funktioniert nicht mehr.” Dr. Ulla Ertelt untermauert diese These mit Marktdaten, die besagen, dass die 20-39 Jährigen sich bevorzugt wieder angezogen kleiden. So sind in dieser Altersgruppe Mäntel und Kleider auf dem Vormarsch, während die 40-59 Jährigen weiterhin auf dem Casual-Trip sind und die Produkte Jeans, Strick und Shirt in fünf Jahren nochmals um vier Prozent gewachsen sind.

Die jungen Frauen tragen hochgeschlossene Blusen mit Perlenkette. Oder adrette Hemdblusenkleider. Spießigkeit ist laut Tillessen die Antwort, wenn man mit nichts mehr provozieren kann.

Was heißt das für die Mode? Es ist ja nicht so, dass nicht auch bei den über 39-Jährigen ein neuer Wunsch nach mehr Chic, mehr Klasse, mehr Angezogenheit besteht. Zumindest bei denen, die modisch interessiert sind, stehen Wollmäntel, Hosen, Röcke und Kleider hoch im Kurs. Das ist in erster Linie eine große Veränderung, die viele Chancen birgt. An der Spitze des Marktes steht derzeit ein Paradigmenwechsel ins Haus. Wie sagte Gerd Müller-Thomkins so schön: “Auf die Emanzipation der Verbraucher folgt jetzt die Emanzipation des Designs.” Will heißen: die Eigenständigkeit der Kollektionen. Mehr Profil. Mehr Besonderheit. Das gilt in gleichem Maße übrigens auch für die Sortimente.

“Sei anders, aber bleib authentisch” – mit diesem Satz eröffnet das DMI die neue Saison Frühjahr/Sommer 2017, die für die Kreativen schon wieder losgeht. Schön gesagt. Nicht nur für die Designer. Wir müssen alle neue Rollen finden.

Published by spielerweekly

Mehr als schöner Schein. spielerweekly berichtet über Mode, Trends, Kreative und Sortimente aus der Sicht all derer, die Mode nicht nur als Entertainment sehen, sondern damit ihr Geld verdienen möchten.

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