“Ich mache einfach weiter, ohne zu wissen, wie es in acht Wochen aussieht”

Mit ihren bunten, gemusterten Seidenkleidern ist Anni Carlsson bekannt geworden. Seit Februar macht die Hamburger Designerin Annika Schwieger mit QVC die Zweitlinie Anni for Friends. Als sie gerade damit auf Sendung ging, kam Corona. Was das für sie bedeutet, warum sie jetzt auf moderate Preise setzt und weshalb sie in diesem Frühjahr ihre Erstlinie Anni Carlsson erst gar nicht ausgeliefert hat, verrät sie hier im Interview.

Sie haben gerade eine neue Kollektion mit QVC gestartet, da kam Corona dazwischen. Hat sich das auf die Zusammenarbeit ausgewirkt? Wenn ja, inwiefern?

Annika Schwieger: Sagen wir einmal so. Es ist natürlich kein glücklicher Zeitpunkt. Aber ich muss wie damals bei Anni Carlsson jetzt bei Anni for Friends das Vertrauen der Kunden gewinnen. Jeder, der in der Branche ist, weiß, dass dies nicht über Nacht geschieht. Da hilft QVC als Unternehmen mit seinen großzügigen Leistungen in Lieferung, Bezahlung und Retouren sehr. Ich freue mich über diesen Distributionskanal.

Parallel dazu machen Sie ja noch eine hochwertige Kollektion für den Fachhandel. Wie ist da der aktuelle Stand?

Hier waren wir schon sehr früh betroffen durch die Corona Situation in China. Ich arbeite mit einer kleinen Manufaktur in China, außerhalb von Hong Kong, die hauptsächlich für uns nähen. Ich war sehr betroffen zu hören, dass es noch schwerer war, die Näher nach dem Chinese New Year zurückzuholen. Hier hatte Corona schon einiges blockiert, und die Preise gingen nach oben. Ich musste mich im Januar dazu entschließen, das erste Mal in zehn Jahren, die Saison nicht zu produzieren. Ich habe all unsere Kunden darüber informiert, da wir unter anderem unsere Liefertermine nicht hätten halten können und ich einen unfassbaren Aufpreis bezahlt hätte. Es war eine sehr schwere Entscheidung. Heute – nur einige Wochen später, bin ich froh! Es war eine gute Entscheidung. Ich möchte jetzt nicht in der Haut von anderen Lieferanten stecken, die jetzt produzieren und dann ab Juli ausliefern – an all die Händler, die jetzt Wochen Ihre Geschäfte geschlossen haben. Was passiert mit der Ware, die jetzt in den Läden hängt (teilweise ja auch noch gar nicht bezahlt), und dann weiß niemand so recht, wie das Konsumverhalten der Verbraucher einzuschätzen ist. Ich habe jetzt bei Anni Carlsson ein Sofortprogramm auf den Weg gebracht. Es wird bei uns im Juli , August im Lager sein, allerdings in einer Kunstfaser und nicht mehr aus reiner Seide. Ich habe mich entschieden, etwas Neues auszuprobieren, da auch wir gespürt haben, dass die Kundinnen bei uns diese Preislagen nicht mehr bezahlt haben.

Nehmen Sie für die neue Frühjahrssaison 2021 irgendwelche Änderungen an der Kollektion vor?

Ja, auch hier ändern wir komplett die Qualität und gehen auf die Kunstfaser, aber dafür in einer sehr guten Preislage. 159-300 Euro VK und eine 3.0 Marge für den Handel. Wir gehen auf sehr ausgewählte Looks, zum Beispiel auch Jeans zu den nach wie vor besonderen und fröhlichen Drucken. Es wird zwei bis drei Liefertermine geben. Das werden wir jetzt in den nächsten vier Wochen entscheiden.

Wie Sie schon gesagt haben, Sie produzieren viel in China. Wie ist dort die Situation aktuell?

Wir produzieren 90% in China. Hier läuft alles wieder langsam an, und darüber bin ich sehr froh. Meine Partner sind alle gesund und wohlauf, aber die Kapazitäten sind noch lange nicht dort, wo sie vor der Krise waren. Aber das, was alle dachten im Dezember und Januar – das jetzt die Lieferanten zum Produzieren nach Italien und in die Türkei gehen – ist wegen Corona nicht eingetreten. Es ist eine so VERrückte Zeit im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt ist bei uns alles lahm gelegt, und in China läuft es wieder langsam an… aber wer weiß, was in acht Wochen ist? Ich mache einfach weiter – langsam, vorsichtig – aber ohne zu wissen oder auch nur eine Ahnung zu haben, wie es im Sommer aussehen wird.

Was ist zurzeit für Sie die größte Herausforderung?

Keine Sicherheit zu haben. Krisen kennen wir alle. Dann machen wir Pläne. Aber heute? Niemand von uns weiß, was in den nächsten Wochen passiert. Aber, wie Sie sagen …. ich rede hier von Herausforderung. Trotz all den äußeren Umständen befinden wir uns in Deutschland immer noch in einer Komfortzone. Ich denke an all die armen Länder, in denen die Gesundheitsversorgung so gar nicht gewährleistet ist. Wir hier in Deutschland und hoffentlich in Europa werden für uns einen Weg finden. Gesundheit ist unser höchstes Gut! Mein Sohn wurde positiv getestet – er hat eine Vorerkrankung. Das war für mich das Allerschlimmste in den letzten Wochen. Um so glücklicher und erleichterter war ich, das er keinerlei Symptome hatte und nun gesund ist. Aus diesem Grund bin ich zuversichtlich, dass wir alle vor den wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir aktuell stehen, gemeinsam eine Lösung finden.

“Einfach hübsche Bilder zu posten, fühlt sich für mich zurzeit verkehrt an”

Annette Weber startete nach ihrer Karriere als Instyle-Chefredakteurin als Unternehmerin und Influencerin nochmal neu durch. Neben ihrem eigenen Instagram-Account nettiweber mit knapp 150.000 Followern für “die erwachsene Frau”, wie sie sagt, betreibt die Münchnerin die Mode-Website Glamometer, unter deren Namen sie auch eine eigene Kollektion entwirft. Außerdem schreibt sie regelmäßig Kolumnen für die Bild. Wie sie in diesen Tagen Social Media erlebt und warum sie keine Lust hat Pausenclown zu spielen, verrät sie in diesem Interview.

Sie halten sich als Influencerin zurzeit auffällig zurück bzw. versuchen immer, einen aktuellen Bezug zu der Corona-Krise herzustellen. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit in Ihrem Job?

Annette Weber: Der Spagat zwischen Unterhaltung und Ersthaftigkeit ist ganz, ganz schwer. Einerseits bin ich – wie alle – geschockt, gelähmt und voller Zukunftssorgen. Einfach hübsche Bilder posten, das fühlt sich verkehrt an. Wäre nicht richtig – für MICH. Ich denke, dass jeder seine Stimme, seinen Kompass finden muss. Ich finde es süß, dass manche junge Influencer lustige, heitere Videos posten, sich bei drolligen Challenges engagieren – ich kann das nicht. Ich will das auch nicht. Ich bin eine “Influencerin” im Sinne von ich kann der Branche, den Kunden Impulse geben. Ich käme mir vor wie ein Pausen-Clown. Ich zeige Mode im Kontext, Homewear. Das ist ja auch am Markt gerade gefragt. Die Frauen kaufen sich – wenn überhaupt – etwas Gemütliches für daheim. Baumwolle, weil angenehm. Jogginghose, Hoodie.

Manche Kolleginnen posten fröhlich Bilder von sich auf Parties aus der Vergangenheit mit dem Kommentar #Throw me back. Andere inszenieren sich unter #westayathome in ihrer Luxusvilla mit einem Garten, der parkähnliche Dimensionen hat. Wie empfinden Sie die Posts dieser Kolleginnen?

Die soziale Schere geht natürlich jetzt weit auf, viele Influencer mit spektakulären Häusern haben die ihrer Verwandtschaft zu verdanken, good for them. Das schaut man sich gerne an. Aber: Es ist ja jedem klar, dass Instagram eine einzige Inszenierung ist. Kein Mensch glaubt, dass die perfekten Kinder wirklich immer  so brav und hübsch und artig sind, die Männer so liebevoll, das Essen selbst zubereitet und vollständig aufgegessen wird und so weiter. Ich schaue mir im Moment viele Profile deshalb nicht mehr an, weil ich – in DER Situation – nicht mit diesen Fakes konfrontiert sein möchte. Das hat vielleicht auch mit dem Alter zu tun. Als erwachsene Frau und Mutter und Unternehmerin habe ich jetzt andere Sorgen…..auch wenn es um die “Verantwortung” geht, die man als Influencer angeblich hat. Sehe ich auch nicht so. #Wirbleibendaheim ist richtig und wichtig, aber “Verantwortung” hat jeder mündige Mensch für sich selbst!

Matthias Horx schreibt in seiner Vision, wie die Welt im Herbst nach Corona aussehen könnte, dass der ganze Trivial-Trash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte, in rasender Geschwindigkeit an Wert verliert. Wird Corona die Welt von Instagram verändern und damit auch Ihre Arbeit als Bloggerin?

Matthias Horx hat das großartig zusammengefasst und prognostiziert. Trivial Trash gibt es aber auch auf RTL und SAT 1, nur eben aus und von Hartz 4 Familien und nicht in der Luxus-Villa. Deshalb gucken die Leute sich Influencer Stories an, Geschichten, auch Trash, aus der Luxusvilla. Von OBEN.  Das gibt’s im Fernsehen nicht zu sehen. Ich glaube, dass sich alles konzentriert, wie in der Modebranche auch, oder im Publishing, die Guten werden überleben. Sie werden ihre Profile schärfen und ihre Fans noch näher an sich binden. Dazu gibt Corona auch die Chance. Die Leute haben ja jetzt mehr Zeit. Social Media wird eher wichtiger werden. Es ist schnell. Digital, also überall empfänglich, wir sehen ja, wie die Modehefte gerade unter den Geschäftsschließungen leiden. Instagram ist geöffnet. Zudem müssen die Firmen, wenn der Shutdown beendet ist, wieder Gas geben und das geht nur mit Werbung

Was sind für Sie die größten Herausforderungen der nächsten Monate?

Die größte Herausforderung ist die unsichere wirtschaftliche Situation. Viele Unternehmen werden es nicht packen. Die Textilbranche war ohnehin am Limit.  Zuviele Player, zuviele Termine, zuviel Ware, zuviel Verschwendung. Es wird langsamer werden, hoffentlich, die Leute werden sich auf Qualität besinnen, Nachhaltigkeit wird noch wichtiger werden, der blinde Konsum geht zurück. Eine Saison ausfallen lassen, wie sich das manche vorstellen, das kann nicht funktionieren. Ich hoffe auch, dass die Händler, die übrig bleiben, sich nicht gegenseitig mit Rabattschlachten umbringen….

Gibt es etwas Positives, das Sie aus der Corona-Krise mitnehmen werden?

Positiv ist leider nichts an der Corona-Krise.

“Eine handwerkliche Ästhetik wird kommen”

Experimentell und eklektisch. Spannung durch das Spiel mit Stoffen und Silhouetten. Seit zehn Jahren spielt die deutsche Marke Odeeh im internationalen Luxusmarkt mit. Als das Coronavirus in Europa Fahrt aufnimmt, verkaufen die Odeeh-Macher Jörg Ehrlich und Otto Drögsler die Kollektion in ihrem Showroom in Paris. Jörg Ehrlich über Konzentration, Entschleunigung und warum wir jetzt nicht alles hinterfragen sollten.

Giorgio Armani hat gerade für eine Entschleunigung der Mode plädiert. Zu viele Kollektionen, zu viele Liefertermine. Hat er recht? Oder ist es ein einsames Wunschkonzert?

Jörg Ehrlich: Schauen wir mal ob er recht hat, wir sind uns da nicht so sicher. Er liefert sicherlich einen wertvollen Gedanken. Allerdings sollten wir alle jetzt nicht allzu vernünftig werden und den Mantel erst liefern, wenn´s draußen kalt wird. Was wir tun, lebt von der Unvernunft, immer auch von dem Gefühl: Das will ich haben! Wir bzw. unsere Kunden brauchen ja nichts, um zu überleben. Es geht letztlich immer um das sechste Kleid im Schrank, den vierten Mantel oder die zwölfte Hose. Und so lange es Kunden gibt, die sich im Januar ein sommerlicheres Kleid kaufen, weil sie sich auf den Sommer freuen wollen oder in die Sonne fahren, ist es legitim, es dann auch anzubieten. Ab wann braucht es die Osterhasen im Supermarkt? Eigentlich erst die Woche vor Ostern, oder? In gewisser Weise werden wir uns mit der notwendigen Unvernunft unserer Kunden arrangieren müssen. So isses halt. Sie hält unser Business am Leben.

Kann sich das System vielleicht trotzdem nach hinten korrigieren, etwas zurechtrücken?

Ja, sicher ein wenig schon. Vielleicht. Aber nur nicht zu viel.

Sie arbeiten gerade an der Spring 2021-Kollektion. Haben Sie im Zuge der aktuellen Situation Veränderungen vorgenommen?

Der Shutdown gibt uns mehr Zeit, alles mit etwas mehr Reflexion anzugehen. Unsere italienischen Partner können ja auch nicht weiter, und wir warten gerade auf Farbabschläge, Farbandrucke der neuen Prints, etc. Zwangspause für alle sozusagen. Und auch die Chance, über manches einmal nicht nur eine Nacht zu schlafen, sondern drei. Mit Abstand drauf schauen. Die Kollektion wird etwas kleiner aus heutiger Sicht. Sicherlich etwas fokussierter. Aber das wird bei allen Kollegen so sein. Konzentrierter wird erst mal „das neue Normal“. Hoffentlich wird’s nicht allzu vernünftig. Und wahrscheinlich ist die Kollektion dann immer noch zu groß, weil wir uns manchmal nicht entscheiden wollen. Das alles ist dann auch gut so.

Wird Luxusmode es durch Corona und die wirtschaftlichen Einbußen schwerer haben in den nächsten Monaten?

Das kommt darauf, was wir darunter verstehen. Wenn es um den typischen Label- Luxus geht, der sich ja mittlerweile zum großen Teil in Preisbereichen abspielt, die nicht mehr nachvollziehbar sind: Ja, können wir uns vorstellen. Und das wäre auch irgendwie ganz gut. Da stimmt einfach vieles nicht mehr. Wenn es um die handwerkliche, eher manufakturelle, die limitierte Auffassung von Luxus geht: vielleicht, aber hoffentlich nicht.

Li Edelkoort hat das Jahrhundert des Handwerks ausgerufen. Könnte davon eine Kollektion wie Odeeh profitieren?

Ein „Jahrhundert des Handwerks“? Na ja, das ist zu absolut formuliert. Die Antwort lautet also: eher nein, und das muss auch nicht sein. Echtes Handwerk ist toll, hat aber seine quantitativen Grenzen. Uns geht es letztlich um die Balance von Handwerk und industrieller Methodik. Gedanken, mit denen wir vor zehn Jahren mit ODEEH begonnen haben: So wenig interne Strukturen wie nötig, eine DNA, die sich permanent, auch radikal verändern soll. Atelierarbeit, Courage,  auch im größer werden klein denken, das Produkt steht im Focus, eine nachvollziehbare Preis-Leistungs-Dimension, Made in Germany, Made in Europe. All das sind Schwerpunkte , die uns immer geholfen haben und uns immer noch gut tun.

Eine handwerkliche Ästhetik wird mehr Raum bekommen, das glauben wir sicher. Der Kuchen aus der Großbäckerei, der ausschaut, wie zuhause gebacken. Das Kleid mit ein paar scheinbar handwerklichen Details. Der manufakturell inspirierte „kleine Fehler“ als geplantes Design-Detail. All das wird noch stärker werden. Manufaktureller Touch vom Fließband, das wird kommen.

Könnten in diesem Zusammenhang lokale Brands und Stores möglicherweise sogar einen Aufschwung erfahren?

Das glauben wir ganz sicher. Aber auch hier ist die Balance wichtig. Wir wollen alle ein Europa ohne Grenzen, wir brauchen einen globalen Markt und wollen alle auch international sichtbar sein. Also müssen wir auch den lokalen Radius verlassen, sonst wird das nichts. Nur „local“ ist nicht genug. Und nur alleine dafür wollen wir nicht stehen, auch wenn das Business in Deutschland immer unser Fokus bei ODEEH sein wird. Man stelle sich vor, alle auf der Welt würden jetzt nur noch „local“ werden: Das wäre ja furchtbar.

Was ist die größte Herausforderung in den nächsten Monaten?

Geduld haben, tolerant bleiben, lernend aus der Krise herauskommen. Offen bleiben. Nicht die falschen Schlüsse ziehen – und sicher nicht überall die Notwendigkeit sehen, dass sich alles ändern muss. Vieles läuft falsch in unserer Branche, vieles aber auch nicht. Wir haben das große Glück, in einem Bereich zu arbeiten, der Menschen idealerweise glücklich macht und der gesellschaftlich vieles bewegen kann. Nur, weil es temporär eine große medizinische Herausforderung zu stemmen gilt, sollten wir nicht alle komplett durchdrehen und hinter alles ein Fragezeichen setzen. Es ist ein ernstzunehmender Virus, der uns gerade blockiert. Nicht mehr und nicht weniger. Letztlich werden wir immer mit der Tatsache klar kommen müssen, dass wir etwas produzieren, was niemand in allererster Linie zum Überleben braucht. Um gut zu leben, braucht sie oder er es aber schon.

“Jeder Händler muss sich mit Liquidität versorgen, um bis zum Jahresende über die Runden zu kommen”

Wie geht es in der Mode nach dem Shutdown weiter? Welche Schritte machen Sinn? Was sind die herausfordernden Themen? spielerweekly startet mit einer Gesprächsserie an Branchenexperten, die ihre Einschätzung zu Covid 19 und ihren Folgen für die Modebranche geben. Den Auftakt macht Angelika Schindler-Obenhaus, Vorstand Katag für Produkt, Einkauf, Marketing und IT.

spielerweekly: Zurzeit ist Social Media für stationäre Händler die einzige Möglichkeit, mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. Das Angebot reicht von Live Verkaufshows, Talks bis zu emotionalen Appellen, Gutscheine zu kaufen, um Existenzen zu sichern. Wie wichtig ist jetzt die Kommunikation über Instagram und Facebook?

Angelika Schindler-Obenhaus: Die Kommunikation über Instagram und Facebook ist zurzeit unverzichtbar, um den Kontakt mit seinen Kunden halten zu können. Whats App spielt daneben auch eine große Rolle im Direktkontakt.

Haben Sie Feedback, ob Ihre Kunden denn auf diese Art und Weise auch verkaufen?

Ja. Viele Händler können durch diesen Verkauf wenigstens etwas Liquidität generieren. Kleinere, persönlich geführte oder auf den sozialen Medien etablierte Händler haben es etwas leichter. Zudem kommen wir den Anfragen nach Anbindung an Modehaus.de und MyVeo Online Shops zur Zeit kaum hinterher.

Auch wenn uns der Lockdown in Aussicht gestellt wird, werden vermutlich erst einmal die kleineren Geschäfte wie in Österreich eröffnen dürfen. Wie lange halten größere Häuser noch durch, wenn Sie nach Ostern nicht öffnen dürfen?

Wir versuchen gerade mit größter Kraftanstrengung, die Politik davon zu überzeugen, dass sofort alle öffnen dürfen. Erstens haben wir eine andere Infrastruktur im Handel, die nicht vergleichbar ist mit Österreich, und unserer Ansicht nach ist die Abstandsregelung gerade in größeren Geschäften viel besser umsetzbar ist als in kleineren Geschäften.

Könnte es durch die Corona-Krise ein Comeback des lokalen stationären Handels geben?

Das ist zu hoffen. Mich hat in meinen Gesprächen aber eher erstaunt, dass selbst Händler davon ausgehen, dass sie höhere Online-Aktivitäten erwarten als vor der Krise. Man muss bedenken, dass eine der anteilsmäßig größeren Gruppe an Kunden der 60 plus vielleicht noch nicht sofort wieder los stürmt, sondern sich aus gesundheitlichen Gründen noch etwas zurückhält. Die Gefahr der Ansteckung ist ja nach wie vor real.

Was halten Sie von der Diskussion, Liefertermine nach hinten zu schieben? Lässt sich das Rad so leicht zurückdrehen?

Nein, das halte ich für ausgeschlossen.

Was wird Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung sein in den nächsten Monaten?

Die Kosten in Relation zu den Umsatzverlusten anpassen zu können. Wichtig ist, dass sich jetzt jeder Händler mit Liquidität versorgt, um bis Ende des Jahres gut über die Runden kommen zu können.

Digitale Nähe zum Kunden

Zurzeit ist in der Modebranche wie in vielen anderen Branchen absoluter Ausnahmezustand. Täglich sind es mehr als zehn Millionen unverkaufter Bekleidungsstücke, wie BTE-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangel in der TW erklärt. Doch auch online läuft das Business not as usual weiter. Selbst die Ecommerce-Plattformen berichten von zweistelligen Umsatzeinbußen. Netaporter und MrPorter stellen ihren Betrieb vorübergehend ein. In Zeiten von Corona haben die meisten Menschen andere Sorgen als sich ein neues Kleid oder einen Pullover zu kaufen.

Doch der Warendruck ist enorm, und umso beeindruckender ist die Aktivität und der Einfaltsreichtum vieler kleiner Einzelhändler, die über Instagram mit ihren Kunden kommunizieren. Spazio und Hayashi in Frankfurt, Lemoni in München, Abseits und Bungalow in Stuttgart, Mainglück in Würzburg machen regelmäßig Live-Verkaufsshows, wo einem die Inhaber persönlich die Ware und den Look erklären, per Chat können Fragen gestellt und die Ware per Email oder Telefon bestellt werden.

Nicole Mohrmann vom gleichnamigen Geschäft in München spielt selbst Kundin und Model und lässt sich von ihrer Mitarbeiterin Looks empfehlen und zusammenstellen. Frauke Ortner von Ortner in Dortmund kommuniziert sehr persönlich mit ihren Kundinnen und nimmt sie neben virtuellen Shopping-Touren durch den Laden auch in ihr persönliches Fitnessprogramm mit, zum Beispiel Online-Skiing. Eusterhus in Gütersloh nimmt es mit Humor und zeigt eine Story “im Moment drehen wir uns bisschen im Kreis, aber es wird besser.” Schnitzler in Münster macht mit seinen Kunden eine virtuelle Coffee Time und gratuliert jedem guten Kunden über Social Media zum Geburtstag, und dazwischen streut das Unternehmen Looks ein. Oberrauch Zitt hat postet jeden Tag ein nettes Motto, zum Beispiel “heute ist Frühling. Ich zieh mir ein Blumenkleid an und tanz fünf Minuten durch die Wohnung” oder “Heute kleide ich mich ganz in Grün, die Farbe der Hoffnung” und ruft Kunden auf, ein Foto mit einem grünen Look zu posten. Steffi Sobisch von dem Interior-Geschäft Curtis & Curtis stellt jeden Tag eine Produktgruppe heute, heute Vasen, morgen Spiegel, die per Nachricht bestellt werden können. Sagmeister in Bregenz zeigt schöne Erinnerungen wie Verkaufs-Events und Veranstaltungen mit Kunden.

Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, mit der Krise umzugehen. Doch neben schlichtem Verkaufen, was sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann, ist die Kommunikation mit dem Kunden. Wer jetzt empathisch und perspektisch Social Media betreibt, wird von seinen Kunden belohnt. Denn dass der persönliche Kontakt, das Miteinander, die Begegnung nach dieser Krise extrem an Bedeutung gewinnen wird, für diese Erkenntnis muss man kein Pyschologe sein. Insofern wird stationärer Handel in der Zukunft sicher wieder Aufwind erfahren, er muss nur schaffen durchzuhalten.

Comeback dank Corona

Seit einem dreiviertel Jahr habe ich nichts mehr auf meinem Blog geschrieben. Zu viele Jobs, zu wenig Zeit, vielleicht auch ein bisschen Bequemlichkeit, zugegeben. Doch gerade jetzt in der aktuellen Situation wird deutlich, wie wichtig journalistische Kommentare, Beobachtungen, Einordnungen, Hinweise sind, welche Bedeutung es hat, die richtigen Worte und den richtigen Umgang mit Themen zu finden. Mit der Reaktivierung meines Blogs möchte ich einen kleinen Teil dazu beizutragen.

Die Welt steht Kopf, weil ein kleines Virus uns einfach lahmlegt. Wir sind im totalen Ausnahmezustand, in einer Situation, die für uns alle neu ist, in der man auf keine Erfahrungen zurückgreifen kann, weil es schlichtweg so etwas noch nie gegeben hat. Keiner weiß, was nächste Woche ist, geschweige denn nächsten Monat oder in einem halben Jahr.  Umso mehr treibt es mich an, jede Woche den aktuellen Stand der Dinge zu thematisieren. Beispiele aufzuzeigen, wie Unternehmen in der Krise Social Media intelligent für sich nutzen. Mit am gebeutelsten sind derzeit die Einzelhändler, die seit letzten Mittwoch ihre Läden geschlossen haben. Deshalb möchte ich in meinem nächsten Beitrag gerne Beispiele präsentieren, die Instagram oder Facebook nutzen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten und sogar Ware zu verkaufen. Die einen machen Live Verkaufsshows, die anderen posten Looks in ihren Stories, die man per Mail oder Anruf bestellen kann. Deshalb mein Aufruf an Sie: Schicken Sie mir ein Foto von Ihrem Account oder jemanden, der Ihrer Meinung nach einen guten Job in dieser Hinsicht macht, und schreiben Sie mir kurz, was die Aktion beinhaltet. Und vielleicht auch schon etwas verkauft haben. Da ich nicht allen von Ihnen folge, kann ich nicht alles sehen. Deshalb bitte gerne Informationen an meine Email-Adresse:

mail@sabine-spieler.com

Come down

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Farbe ja, aber weniger offensiv zusammen gestellt, monochrome Looks an der Spitze. Allen voran neutrale Töne und der Vormarsch von Cognac und Camel. Midi-Kleider und weiterhin Plissee-Röcke, mehr Vielfalt bei den Hosen durch das Spiel von Weite. Blazer für modische Sortimente, dazu das T-Shirt als wichtiger Sparringpartner.  Mehr Ruhe, aber keine Langeweile, das waren die Themen in Düsseldorf.

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Neue Drucke bei Antonia Zander

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Pastelltöne bei March 23, über Mimi Patzsch Agency

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Neue Neutraltöne bei Steffen Schraut

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Typisch Wolfgang Joop, typisch eklektisch: die Capsule Collection bei Van Laack

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Wolfgang Joop für Van Laack

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Jede Saison noch ein bisschen moderner. Luisa Cerano

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Viel Lob für die Farben. Luisa Cerano

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Modern und international. Dorothee Schumacher

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Aus Vintage Stoffen hergestellt. Ampersand Heart, über Room Twelve

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Klein, aber ganz groß. Marjane von Berlepsch

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Neuausrichtung bei René Lezard

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Das ist Strenesse…

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Das ist Strenesse eher nicht

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Logomania auf die subtile Art. Erika Cavallini, über Agentur Toepfer

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Leder kommt, besonders in Pastell- und Nude-Tönen. Steven K, über Agentur Topefer

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Moderner geht Farbe nicht. Closed

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Midi-Längen. Windsor

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Lässig gut angezogen. Windsor

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Closed

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Neue Streifen. Ulla Johnson

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Fantasy Blüten bei Ulla Johnson

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Ampersand Heart

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Maritim bei Marc Cain

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Seidenblusen neu interpretiert bei Ivi

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Spiel mit Proportionen. Riani

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Eklektisch mit Anspruch. Odeeh

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Modernisierung läuft auf Hochtouren. Riani

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Drucke ja, aber abstrakt und nicht mehr so bunt. Odeeh

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Helligkeit bei Antonia Zander

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Softe Strickjacken. Gai + Lisva, über Birgit Wissemann

Berlin in Bildern

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Weniger Frequenz, weniger Aussteller, Unsicherheit  bei dem ein oder anderen, wie es weitergeht. Wie sollte es auch anders sein. In einem schrumpfenden Markt kann man nicht mit Wachstum rechnen. Doch was es in Berlin zu sehen gab, war vielseitig wie immer: viele Kollektionen, viele Events. Weiterhin viel Farbe und Drucke. je modischer, desto mehr machen sich allerdings monochrome Looks auf den Weg. Und ganz viel Weiß und Sand- und Nude-Töne. Hier ein kleiner Eindruck.

Trend to watch: Kaftan-Kleider

Ein Evergreen ist wieder da: Das Kaft-Kleid liegt schwer im Trend.

Es ist das perfekte Kleid für den Sommer. Nicht nur, dass es meist aus Baumwolle oder in diesem Sommer auch aus Leinen ist und dadurch die Haut selbst bei heißen Temperaturen atmen lässt. Nein, es macht dank seiner überschnittenen Schultern und dem V-Ausschnitt in der Regel eine gute Figur für unterschiedlichste Frauentypen.  Kein Wunder, dass die internationalen Designer und die Vertikalen das Kaftan-Kleid mal wieder zum Trend ausgerufen haben.

Ob gemustert oder gestreift, in Uni oder in Farbe, mit Stickereien oder Kordelabschlüssen, zeigt das Kaftan-Kleid, wie vielfältig es eingesetzt werden kann. Denn knielang in Uni mit dem richtigen Schuh dazu funktioniert es sogar im Büro.

Ursprünglich stammt der Kaftan aus Persien und kam im 17. Jahrhundert über Mittelasien nach Osteuropa. Er sollte seinen Träger unter anderem vor bösen Geistern schützen. Männer trugen ihn bis zu den Kniekehlen, Frauen bis zu den Knöcheln. In seiner Form entspricht der Kaftan der altrömischen Tunika.

Aktuell wird der Kaftan zusammen mit flachen Sandalen zur modernen Urlaubsgarderobe, mit Keilabsatz im Handumdrehen zum unkomplizierten Begleiter fürs Büro. So oder so, ist er in jedem Fall ein schönes Sommerthema.

 

Urban Bohemia

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Häkel und Handwerk. Erdfarben und Ethno. Bast und Bohemia. Die Mode zeigt sich von einer extrem natürlichen Seite mit starken Bohemian-Einflüssen, die jedoch nie zu folkloristisch, sondern immer urban aussehen müssen. Typisch für diesen Look sind Leinen- und Baumwollkleider in Weiß-und Naturtönen, gerne mit Häkelstickereien oder Bordüren, die aus der Idee des Kaftans entwickelt wurden. Darüber Blazer oder Trenchcoat – und am besten Westernboots, fertig ist der Boho-Style, der bei den Vertikalen von Zara bis Mango derzeit rauf unter runter zu sehen ist. Dazu cognacfarbene Schuhe und Accessoires – fertig ist der ultimative Look des Sommers. Ein Thema, das durchaus überlegenswert ist, noch kurzfristig zu spielen.